Selenskyj kommt am Freitag nach Berlin, auch ein Treffen mit Scholz ist geplant. Die Ukraine dementiert einen Bericht über einen möglichen Waffenstillstand mit Russland. Alle Entwicklungen im Ukraine-Ticker.
Russische Armee greift in Ostukraine weiter an
23.17 Uhr: Russische Truppen setzen nach Kiewer Militärangaben ihre Offensive im Osten der Ukraine mit großer Wucht fort. Im Laufe des Donnerstags habe es 114 Sturmangriffe gegeben, teilte der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit.
Allein 30 Angriffe wurden demnach am Frontabschnitt bei Lyman gezählt. Der Eisenbahnknotenpunkt liegt im Gebiet Donezk. Zu dem Frontabschnitt gehören aber auch die letzten Dörfer des Gebietes Luhansk, die Russland noch nicht besetzt hat. Moskau hat das gesamte Gebiet Luhansk 2022 für annektiert erklärt.
Weitere Schwerpunkte der Angriffe waren demnach die Abschnitte Pokrowsk und Kurachiwe. Die Zahlen des Militärs sind nicht im Detail überprüfbar, lassen aber einen Rückschluss auf die Intensität der Gefechte zu. Der militärnahe, aber nicht offizielle ukrainische Blog DeepState berichtete abends, dass vier kleine Ortschaften an der Ostfront von der russischen Armee erobert worden seien.
„Das ist unwahr“: Ukraine dementiert Medienbericht zu möglichem Waffenstillstand
14.25 Uhr: Die ukrainische Staatsführung hat einen italienischen Medienbericht entschieden zurückgewiesen, wonach sie zu einem Waffenstillstand mit Russland entlang der derzeitigen Frontlinie bereit sei. „Das ist unwahr“, sagte Dmytro Lytwyn, Berater und Redenschreiber von Präsident Wolodymyr Selenskyj, gemäß einer Meldung der Agentur Interfax-Ukraine.
Die Ukraine halte weiter an der im Herbst 2022 veröffentlichten Friedensformel fest, die auf einem kompletten Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet basiert, betonte er. „Der Siegesplan, der in diesen Tagen Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland präsentiert wird, ist ein Instrument, das die Situation zur Umsetzung der Friedensformel hin treibt.“
Zuvor hatte die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“ ohne Quellenangabe geschrieben, dass Selenskyj zu einem Waffenstillstand an der aktuellen Frontlinie bereit sei, ohne diese als offizielle Grenze anzuerkennen. Im Gegenzug solle der Westen sich zu Sicherheitsgarantien und einem schnellen EU-Beitritt der Ukraine verpflichten.
Moskau schießt 92 ukrainische Drohnen ab – Dorf evakuiert
Donnerstag, 10. Oktober, 11.51 Uhr: Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums 92 ukrainische Drohnen abgefangen. Besonders betroffen von den Angriffen war demnach diesmal der Nordkaukasus, darunter die russische Teilrepublik Adygeja. Republikchef Marat Kumpilow teilte bei Telegram mit, dass nach dem Ausbruch eines Brandes ein Dorf evakuiert werde. Details nannte er nicht. Allerdings gab es in den sozialen Netzwerken Videos und Berichte von Augenzeugen, nach denen der Militärflugplatz Chanskaja nahe dem Dorf getroffen wurde.
Es gebe keine Verletzten, teilte Kumpilow weiter mit. Er schrieb nicht, wie viele Menschen aus dem betroffenen Dorf Rodnikowy in Sicherheit gebracht werden mussten wegen des Feuers. Eine offizielle Bestätigung dafür, dass der Flugplatz unweit der Hauptstadt Maikop getroffen wurde, gab es nicht.
Sechs Tote bei russischem Raketenangriff auf Odessa
22.24 Uhr: Mindestens sechs Menschen sind nach Behördenangaben in der südukrainischen Hafenstadt Odessa durch einen russischen Raketenschlag ums Leben gekommen. Acht weitere wurden verletzt, vier davon schwer. „Ziel des Feindes war erneut die Hafeninfrastruktur“, schrieb der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, auf Telegram. Seinen Angaben nach wurde ein ziviler Containerfrachter unter der Flagge Panamas getroffen. Die Opfer sind ukrainische Staatsbürger.
Nach Angaben Kipers ist es bereits der dritte Angriff auf ein ziviles Schiff innerhalb der letzten vier Tage. Damit versuche Russland den von der Ukraine eingerichteten Getreidekorridor zu blockieren.
Ukraine zerstört Drohnenlager in Südrussland
21.30 Uhr: Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben ein Drohnenlager in der südrussischen Region Krasnodar angegriffen und zerstört. Nach einem Volltreffer sei eine weitere Explosion verzeichnet worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. Demnach wurden in dem angegriffenen Gebäude etwa 400 Drohnen des iranischen Typs Shahed gelagert. „Die Vernichtung des Lagers für Shahed-Drohnen wird die Fähigkeit der russischen Besatzer, friedliche Bewohner ukrainischer Städte und Dörfer zu terrorisieren, erheblich verringern“, hieß es.
Russische Behörden haben zumindest einen Brand in einem Lagerhaus nahe der Ortschaft Oktjabrski bestätigt. Das Gelände sei weiträumig abgesperrt, etwa 800 Quadratmeter Fläche stünden in Flammen, teilte der regionale Operationsstab im Gebiet Krasnodar mit. Die Koordinaten stimmen mit dem von Kiew vermeldeten Drohnenschlag überein. Der Operationsstab machte aber keine Angaben zur Brandursache und den dort gelagerten Objekten.
Russische Truppen erobern angeblich Dörfer im Gebiet Kursk
17.29 Uhr: Das Moskauer Militär hat nach eigenen Angaben zwei kleine Dörfer im russischen Gebiet Kursk von der ukrainischen Armee zurückerobert. Das russische Verteidigungsministerium nannte die Orte Pokrowski und Nowaja Sorotschina. Landkarten zufolge sind beides nur Weiler mit wenigen Häusern. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti veröffentlichte auch ein Video des angeblichen Vordringens.
Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es nicht. Ukrainische Militärblogger änderten ihre Karten des Frontverlaufs nicht. Der Generalstab in Kiew äußert sich im Detail nicht zur Offensive auf russischem Gebiet. Im Lagebericht für Mittwochmorgen hieß es lediglich, die russische Luftwaffe bombardiere dort die eigenen Ortschaften.
Die angeblich zurückeroberten Dörfer liegen aber mehrere Kilometer tief auf Gebiet, dass die ukrainischen Militärbeobachter als besetzt annehmen. Dies könnte bedeuten, dass die anfangs langsame russische Gegenoffensive die Ukrainer doch allmählich verdrängt.
Selenskyj kommt am Freitag nach Berlin
16.35 Uhr: Der ukrainische Präsident Selenskyj kommt am Freitag nach Berlin. Dort sei ein Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz geplant, berichtet die „Bild“-Zeitung. Demnach will Selenskyj dem Bundeskanzler seinen Siegesplan präsentieren. Ursprünglich hätten sich Selenkyj und Scholz am Samstag in Ramstein zur großen Ukraine-Konferenz in Ramstein getroffen. Nach der Absage des US-Präsidenten fällt der Gipfel in Ramstein nun aber erst einmal aus.
Nach Biden-Absage: Treffen von Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein verschoben
12.50 Uhr: Das Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein wird verschoben. Die Verlegung folgt auf die Absage Joe Bidens wegen des nahenden Hurrikans „Milton“ in den USA. Das Treffen war für Samstag angesetzt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte Verständnis für Bidens Entscheidung. „Wenn in meinem Land solche Unwetter wüteten, dann würde ich auch diese Entscheidung treffen“, sagte er in der Sendung „RTL Direkt spezial – Am Tisch mit Olaf Scholz“. Es wäre „ein sehr wichtiges Treffen“ geworden, aber es werde ja nachgeholt. Biden kündigte ein Telefonat mit Scholz an, um einen Ersatztermin zu finden. Wie der US-Präsident sagte auch Außenminister Antony Blinken seine Reise nach Deutschland ab.
US-Militär legt Liste nützlicher Waffensysteme für die Ukraine vor
10.00 Uhr: General Chris Cavoli, der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, hat eine Liste mit amerikanischen Waffensystemen zusammengestellt, die der Ukraine im Kampf gegen Russland von Nutzen sein könnten, jedoch bislang nicht geliefert wurden. Wie „CNN“ berichtet, umfasst die Liste unter anderem Luft-Boden-Marschflugkörper und das Kommunikationssystem Link 16, das eine verbesserte Kommunikation zwischen Nato-Kampfsystemen ermöglicht.
Diese Systeme hatte die Ukraine bereits mehrfach angefordert. Warum die USA diese bislang nicht bereitgestellt haben, kommentierte Cavoli nicht. US-Beamte hatten jedoch zuvor Bedenken geäußert, dass sensible Technologie in russische Hände gelangen könnte. Die Liste soll Teil eines geheimen Berichts zur Ukraine-Strategie der Biden-Regierung sein.
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